Am Abend des 15.04.2021 fand unter großer Vorsicht (FFP2-Masken, offene Fenster, Temperaturmessung, Begrenzung auf eine Stunde) im Sitzungssaal des Rathauses eine Nachbarinfo zum Geplanten Neubau der KiTa Lilienstraße (LIL) im Ortsteil Grunbach statt. Der Aufwand solch eine Info trotz der aktuellen Situation durchzuführen zeigt, wie wichtig es Verwaltung und Gemeinderat ist die direkten Nachbarn aus erster Hand und ganz persönlich über die geplanten Maßnahme zu informieren.
Auf Grund der Diskussion zu verschiedenen Punkten, hier ein Kommentar zur Situation:
Was ist geplant?
Auf dem Grundstück neben dem Schauweinberg, angrenzend zum Bürgerpark soll eine neue KiTa mit 4 Gruppen (2x U3 mit je max 10 Kindern und 2x Ü3 mit je max. 20 Kindern) gebaut werden. Eine Erweiterungsoption um eine Gruppe ist planerisch möglich. Das Grundstück ist im Bebauungsplan für genau diese Nutzung vorgesehen.
Der Baubeschluss soll noch im Sommer 2021 gefasst werden, Baubeginn 2022, Inbetriebnahme Ende 2023.
Ist das überhaupt notwendig? (wo sollen denn die ganzen Kinder herkommen?)
Die KiTa LIL soll vor allem im Ü3-Bereich ältere und kleinere Einrichtungen ersetzen, die nicht weiter betrieben werden sollen / können. Im U3-Bereich wird der steigenden Nachfrage, stetig steigenden Betreuungsquoten Rechnung getragen. Als BWV dachten wir zunächst, dass ein Waldkindergarten eine sinnvolle Alternative zur LIL sein könnte. Heute glauben wir, dass wir beides, einen Waldkindi und einen Neubau benötigen und umsetzen müssen.
Die Kindergartenbedarfsplanung, die Baugebiete, Altersstrukturen, Melderegister etc. berücksichtigt zeigt uns auf, dass wir in einen Engpass an Betreuungsplätzen laufen, also die Kapazitäten dringend brauchen.
Muss es denn genau dieser Standort sein?
Ein Kindergarten soll natürlich dort sein, wo Kinder wohnen. Allerdings besteht ein Kindergarten meist mehrere Jahrzehnte (wird auf 50 Jahre abgeschrieben), während Kinder nur wenige Jahre eine solche Einrichtung besuchen.
Es bedarf geeigneter und ausreichend dimensionierter Außen- und Spielflächen, muss verkehrsgünstig liegen und viele weitere Kriterien erfüllen. Zudem wird ein passendes Grundstück mit passendem Planungsrecht benötigt.
All dies ist an dem Standort Lilienstraße erfüllt, das Grundstück gehört der Kommune und der Bebauungsplan sieht dort Gemeinbedarf (Kinderbetreuung) vor.
Muss es denn so groß sein?
Eine zu kleine Einrichtung mit zwei oder gar nur einer Gruppe wird schnell unwirtschaftlich (Reinigung, Vertretungskräfte, Betrieb in den Randzeiten, in denen nur wenige Kinder anwesend sind,…). Zu große Einrichtung können u.U. unpersönlich wirken und weniger Identifikation bedeuten, je nach Umgebung als zu massiv wahrgenommen werden. In unserer Fraktion halten wir die Größe von ~4 Gruppen in Summe der Argumente und Kriterien, pädagogischen Aspekte für ideal bzw. sehr angemessen.
An dieser Stelle sei erwähnt, dass der Kostendeckungsgrad unserer Kinderbetreuungseinrichtung durch die Gebühren lediglich zwischen 10 und 20% liegt, also nur einen Bruchteil der Kosten gedeckt sind, der größte Teil von der Allgemeinheit getragen werden muss und somit alle betrifft.
Die Gebäudegröße fügt sich an der Stelle gut ein, auch, wenn die Fassade als zu massiv kritisiert wurde. Die Höhe des Gebäudes ist an der Unterseite mit 7-8m absolut vertretbar, die Breite mit ~~25m wirkt bedrohlicher als es nach Umsetzung sein wird. Die Architektur mit Holzfassade trägt dazu bei, dass der Baukörper nicht zu massiv erscheinen wird.
Verkehr, das beherrschende Thema, die größte Sorge der Anwohner
Das Vorherrschende Thema in der Fragerunde der Anwohnerinfo war der Verkehr. Es gab Bedenken und Befürchtungen an drei Punkten:
- Mitarbeiterparkplätze: Es sind 4 Stück geplant, während für 4 Gruppen 8 Mitarbeiter zu berücksichtigen sind, ggf. noch 2 Personen zur Mittagsessen-Zeit in der Küche
- Wegfallende öffentliche Längsparker (5 Stück) entlang der Lilienstraße auf Grund des KiTa-Grundstücks (zumindest unter der Woche tagsüber (z.B. 7-17h), da diese als Hol- und Bringzone benötigt werden
- Verkehrsbelastung allgemein durch viel Hol- und Bringverkehr sowie „Chaos“ zu den Hol- und Bringzeiten
Das Wichtigste vornweg: Diese Sorgen und Befürchtungen wurden gehört und verstanden.
Es ist auch klar, dass ein Kindergarten dort mehr Verkehr bedeutet als eine Wiese, das Verkehrsaufkommen wird also steigen. Allerdings gibt es auch Erfahrungswerte aus bestehenden Einrichtungen: Im Kinderhaus in Geradstetten (7 Gruppen!) funktioniert der Hol- und Bringverkehr entlang der Fronäckerstraße. Im Kindergarten Blumenstraße steht lediglich ein einziger Parkplatz für 2 Gruppen zur Verfügung. Eine Hol- und Bringzone gibt es nicht, Ganztagsbetrieb auch nicht, die Abholzeiten sind also weniger entzerrt. Trotzdem funktioniert die Situation.
Allgemein möchte ich anmerken, dass es uns ein Anliegen ist, dass den Kindern in Remshalden eine angemessene, pädagogisch sinnvolle, so weit als möglich wohnortnahe und kosteneffiziente KiTa bieten können.
Viele Wortmeldungen waren kritisch (wir werden diese diskutieren) und sachlich, danke für das große Interesse!
Vereinzelte Wortmeldungen waren aus meiner Sicht aber leider unangemessen, da wurde Verwaltung und Gemeinderat unsachlich diskreditiert und verunglimpft ohne Kenntnis der Situation. Als würde da ohne Sinn und Verstand über die Köpfe der Bürger hinweg geplant. Das ist nicht der Fall! Hier wünsche ich mir ein konstruktiveres und verständnisvolleres Miteinander.
Wir sind dankbar für konstruktive Kritik und Anregungen, haben für Fragen jederzeit ein offenes Ohr.
Tobias Schädel
Fraktionsvorsitzender der BWV Remshalden
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