Bürgerliche Wählervereinigung

 

Das Thema „Boden Buoch fahren, damit das Gewerbegebiet Breitwiesen im Ortsteil Grunbach entstehen kann“ hatte ja schon reichlich Wellen geschlagen, es war also höchste Zeit für eine Infoveranstaltung um die Diskussion zu versachlichen, den Vorbehalten und Ängsten der Bürgerschaft Rechnung zu tragen, und Spekulationen und Spott Einhalt zu gebieten. Diese Infoveranstaltung fand am 20.05.2015 im Buocher Gemeindehaus statt.

Eingeladen waren Grundstückseigentümer und Bewirtschafter (Pächter) der Buocher Ackerflächen, so dass sich am Dienstagabend ca.70 Personen im Buocher Gemeindehaus einfanden.

 

Bürgermeister Breiter begrüßte die Anwesenden und erläuterte die Randbedingungen, der Technische Beigeordnete Herr Schienmann, Herr Gröger vom Bauamt und Herr Fuchs von BW grün gingen danach auf die geplanten Vorhaben und die daraus erforderlichen Ausgleichsmaßnahmen ein. Bürgermeister Breiter stellte zunächst die Notwendigkeit und die Bedeutung des Gewerbegebiets Breitwiesen für uns Remshaldener dar. Das Gewerbegebiet ermöglicht es, Remshalden als weiterhin attraktiven Wirtschaftsstandort wahrzunehmen. Attraktive Betriebe schaffen Arbeitsplätze vor Ort und bringen sich ins Gemeindeleben ein, sind also fruchtbar für eine Gemeinde. Zudem erfordert die angespannte Remshaldener Haushaltslage Einnahmensteigerungen, welche durch das Gewerbegebiet in Form von Gewerbesteuer und Einkommensteuerzuweisung mittelfristig positiv beeinflusst werden. Zudem müssen wir als Gemeinde unseren stark wachsenden Betrieben eine attraktive Entwicklungsmöglichkeit am Ort aufzeigen, um Abwanderungen zu verhindern. Die Breitwiesen bieten all diese Möglichkeiten und sind daher so wichtig für die Entwicklung unserer Gemeinde, von der wiederum all Teilorte gleichermaßen profitieren werden.

Da allerdings, wie bei jedem Bauvorhaben, auch bei der Ausweisung eines Gewerbegebietes Oberboden versiegelt würde, sind Ausgleichsmaßnahmen zu erbringen, die eine ausgeglichene Ökobilanz ermöglichen. Die Aufnahme des Ist-Zustandes, welcher die erforderlichen Ausgleichsmaßnahmen definiert, wurde vorgestellt:

2015 05 25 Breitwiesen kobestand

 

Dazu wurde zunächst im Plangebiet des Gewerbegebietes versucht den Eingriff so weit möglich zu reduzieren. Es wird einen Grünstreifen geben, welcher das Gewerbegebiet in zwei Teile unterteilt, es sind zahlreiche Bäume entlang der Straßen vorgesehen, ein nicht als Gewerbegebiet nutzbares Stück wird mit einer Streuobstwiese bepflanzt, die Flachdächer sind zu begrünen und er gibt Pflanzgebote in den nicht überbaubaren Grundstücksflächen:

2015 05 25 Breitwiesen Plan

 

Da diese Maßnahmen nicht ausreichend sind, gibt es noch zusätzliche Ersatzmaßnahmen, wie die Ersatzpflanzung einer Feldhecke, die Renaturierung des Zehntenbachs zwischen Grunbach und Geradstetten (das hat auch auf die interkommunale Gartenschau 2019 einen positiven Effekt) und die Gemeinde konnte noch ~100.000 Ökopunkte aus der Fischaufstiegsanlage am Rems-Wehr in Geradstetten aus dem Ökokonto der Gemeinde einbringen.

Trotz all dieser Maßnahmen verbleit noch eine „Öko-Schuld“ von 300.000 Punkten (Hauptsächlich aus dem Schutzgut Boden), welche ausgeglichen werden muss. Dazu muss 30cm Oberboden (~15.000m³, entspricht ~1000LKW) im zukünftigen Gewerbegebiet abgetragen und dort wieder eingebaut werden, wo er seiner Zweckbestimmung dienen kann und nicht verloren ist.

Dazu wird der Boden nach Bodenzahlen bewertet und muss dort aufgebracht werden, wo sind nach der Bodenzahl eine deutliche Aufwertung des Bodens ergibt. Solche Böden mit niedrigerer Bewertungszahl, welche zudem Ackerbaulich bewirtschaftet werden, gibt es auf Remshaldener Gemarkung Hauptsächlich in Buoch. Hier ließe sich die Bodenzahl (Bewertungsskala von 0-4) um einen Wert erhöhen, wenn 20cm hoch Boden aus dem Pangebiet aufgetragen würde.

Wichtig an dieser Stelle ist, dass nicht über die Köpfe der Bürger hinweg entschieden wird!

Jeder Grundstückseigentümer ist frei in der Entscheidung, ob er sich mit dem Oberbodenauftrag (keine Erdauffüllung wie auf einer Deponie, sondern eine Bodenverbesserungsmaßnahme!) einverstanden erklärt oder nicht. Dieser Oberbodenauftrag wird im Grundbuch als Ausgleichsmaßnahme festgeschrieben, so dass dieselbe Fläche nicht mehrfach verbessert werden kann. Kosten entstehen für die Grundstückseigentümer keine, da es sich aber um eine Bodenverbesserungsmaßnahme handelt, wird auch keine Ausgleichszahlung geleistet, der Grundstückseigentümer bekommt den laut Bodenwert besseren Boden „geschenkt“.

Für Pächter und Bewirtschafter der Flächen ergibt sich der Nachteil, dass der Boden erst nach 3 Jahren wieder richtig zu bewirtschaften ist, daher wird die Gemeinde für den Ertragsausfall aufkommen, die Größenordnung wird sich bei ~1.000-1.200€/Ha bewegen.

Nach dem Vortrag von Herrn Gröger und Herrn Fuchs wurden zahlreiche Fragen gestellt und heftig diskutiert.

Viele Buocher Bürger empfinden die Böden in Buoch deutlich wertvoller als es die Bewertungszahl ausdrückt, da der Buocher Boden zwei wesentliche Vorteile bietet:

  • Sehr einfache Bewirtschaftbarkeit durch eine feinkrümelige Struktur, eine Überfahrt im Frühjahr (selbst nach einem frostarmen Winter) genügt um den Boden für die Aussaat vorzubereiten
  • Sehr einfache Bewirtschaftbarkeit durch das gute Sickerverhalten des Bodens, die Bewirtschaftung muss weniger Rücksicht auf die Niederschlagsmengen nehmen, es gibt keine Erdschwämmungen

Das gute Sickerverhalten bedingt natürlich ein geringes Wasserhaltevolumen des Bodens, das sich in warmen Sommermonaten ertragsmindernd auswirkt.

Der kompaktere Boden aus dem Talgebiet hat hier deutliche Vorteile und ist ertragsreicher, allerdings auch schwerer zu bearbeiten. Der Mehraufwand in der Bearbeitung (in Arbeitszeit und Diesel) rechtfertigen den Mehrertrag aus Sicht eines Bewirtschafters nicht auf allen Buocher Äckern.

Da im Talgebiet in den letzten Jahren fast ausschließlich Mais angebaut wurde und der Boden direkt neben der B29 liegt, wurde die berechtige Frage nach Bodenuntersuchungen gestellt. Diese wurden natürlich durchgeführt, bevor der Boden auf anderen Flächen aufgebracht wird, so dass sichergestellt ist, dass der Boden keine unzulässigen Belastungen und Rückstände aufweist.

Die Frage nach der ökologischen Sinnhaftigkeit wurde auf Grund des Transportweges hinterfragt, da die LKW auf direktem Weg nach Buoch hinauf, aber über Winnenden wieder ins Tal fahren müssen und sich so jede Fahrt auf ~30km summiert.

Diese ~30.000-LKW-Kilometer emittieren zwar ~~25Tonnen CO2, was angesichts der Gewichts der Maßnahme als angemessen erscheint, besonders, wenn man bedenkt, dass eine Flugreise eine 4-köpfigen Familie nach USA und zurück eine vergleichbare Emissionswirkung hat (vgl. www.atmosfair.de).

Nach gut zwei Stunden Information und Diskussion musste festgestellt werden, dass der Rückhalt für die Maßnahme, zumindest bei den Anwesenden, die sich zu Wort gemeldet hatten“ deutlich geringer ausfiel als von Verwaltung und Gemeinderat erwartet worden war.

Jeder Grundstückseigentümer bekam einen Rücksendebogen und alle Informationen nach Hause, mit der Bitte die Mitwirkungsbereitschaft zurückzumelden.

An Hand der Rückmeldungen wird dann das weitere Vorgehen besprochen, mögliche zusammenhängende Flächen identifiziert und/oder Alternativen gesucht.

Hierbei gilt, wie oben bereits beschrieben: Jeder kann für sein Grundstück frei entscheiden!

 

Am Ende möchte ich noch in wenigen Sätzen meine persönliche und individuelle Sichtweise wiedergeben:

Von Beginn der Versammlung an war das Gesprächsklima im Raum angespannt, negativ behaftet. Ich gehe davon aus, dass dies die Folge dessen ist, dass zunächst im Gemeinderat öffentlich über die Maßnahme diskutiert und erst danach mit den betroffenen Bürgern gesprochen wurde. Obwohl es Gründe für dieses Vorgehen gibt, halte ich es für nicht optimal und kann daher die kritische Haltung einiger Bürger gut nachvollziehen.

In der Diskussion fiel mir auf, dass es (zumindest bei denen, die sich zu Wort meldeten) ein starkes Misstrauen gegen die Gemeindeverwaltung gibt. Ich wünsche mir allerdings, dass wir Remshaldener uns als eine Gemeinschaft verstehen und wir gemeinsam und miteinander statt gegeneinander an guten Lösungen für unseren Ort und zum Wohle aller Bürger arbeiten sollten.

Weiterhin war ichverwundert über die Wahrnehmung einiger Mitbürger, dass Buoch „am langen Arm verhungert lassen würde“ und „die Entwicklung nur im Tal passiert“.

In meiner Wahrnehmung hat jeder unserer 5 Teilorte seinen ganz besonderen Charakter, seine ganz besonderen Vorzüge. Und nur durch den positiven Beitrag jedes Teilortes wird Remshalden zu dem was es ist, zu einem attraktiven Wohn- und Wirtschaftsstandort zwischen Rems, Wald, Streuobstwiesen und Reben. Dass uns der Erhalt der Identität unserer 5 Ortsteile wichtig ist, haben wir bereits in unseren Zielen (BWV -> Programm) verankert.

Sollte die Verwaltung oder der Gemeinderat Anlass zu der hier beschriebenen Haltung geben, so lassen Sie uns das bitte wissen, genau deshalb haben wir das große Ohr auf der Startseite unserer Homepage, weil es uns ein Anliegen ist, ein Ohr für die Belange aller Remshaldener Bürger zu haben.

Bitte nutzen Sie dieses Angebot sich als Bürger einzubringen, damit wir gemeinsam und miteinander Remshaldens Zukunft zum Wohle aller Remshaldener gestalten.

 

Für die BWV Remshalden

Tobias Schädel


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